Weingut
Geheimrat Schnell

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Das Land der tausend Hügel

Im Rheinknie am Ende des Oberrheintales und umgeben von bewaldeten Mittelgebirgen liegt Rheinhessen, etwa zwischen den Städten Mainz, Worms, Alzey und Bingen. Im Süden geht das Tafel- und Hügelland in die Rheinebene über. Die fruchtbare Landschaft ist das größte Weinanbaugebiet Deutschlands – und beeindruckt doch mit seinen stillen Höhepunkten: die alten Dörfer, die sich sanft an die Hänge schmiegen, die weichen, mit Reben bedeckten Hügel und Täler aus Löß und Mergel und ein weiter Horizont, der kaum einmal von einem Baum unterbrochen wird.

Das milde Klima ist ideal für den Weinbau in Rheinhessen, das zu den wärmsten Gegenden Deutschlands zählt. Die schützenden Gebirge im Westen bewahren vor zu viel Regen und sorgen für viel Sonnenschein zu jeder Jahreszeit: beim Ergrünen der Reben im Frühjahr, in der flirrenden Sommerhitze und im Herbst, wenn die Sonne das bunte Weinlaub zum Leuchten bringt.

Guntersblum – Hohlwege und Heidentürme

Der Lößboden in Rheinhessen eignet sich besonders gut für den Weinbau – das erkannten bereits die Römer. Löß besteht aus winzigen Körnchen, kleiner als Sand. Wo das weiche Material mit Fuhrwerken befahren wurde, zerfiel es zu Staub, und Regen trug den Staub hinweg. So konnten sich in Jahrhunderten die tiefen und engen Hohlwege entwickeln. Bei Flurbereinigungen hat man vielerorts die Hohlwege zugeschüttet. Burkhard Schnell (1935–2010) konnte mit viel Engagement und Weitsicht dazu beitragen, dass in Guntersblum die Hohlwege mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt in die neu strukturierte Kulturlandschaft integriert wurden.

Guntersblum hat aber noch mehr zu bieten als seine schöne Umgebung: Wie aus 1001 Nacht wirken die sogenannten »Heidentürme« der St.-Victor-Kirche. Rückkehrer vom 1. Kreuzzug brachten im 11. Jahrhundert die orientalischen Bauformen aus dem Morgenland nach Rheinhessen. Weithin bekannt ist auch der Guntersblumer Kellerweg mit seinen mehr als hundert Weinkellern. Das jährlich im August stattfindende Kellerwegfest ist eines der größten Weinfeste Rheinhessens.

Wer Guntersblum von weit her zum Kellerwegfest besucht oder nach einer schönen Weinprobe im Weingut Geheimrat Schnell nicht mehr heim fahren mag, findet hier unsere Empfehlungen für Übernachtungsmöglichkeiten.


Vom Geheimrat bis zum Ökowinzer


Die Anfänge des Weinguts liegen im 19. Jahrhundert, als Jakob Kern einen Wein- und Obsthandel gründete. Im Jahr 1926 gab er das Geschäft an seinen Schwiegersohn Dr. Heinrich Schnell, den angesehenen Geheimrat. Die »Geheimen Räte« waren ursprünglich ein Ratskollegium der deutschen Könige, später wurde der Titel an verdiente Beamte verliehen, so auch an Heinrich Schnell.

Enkel Burkhard Schnell übernahm 1964 den Betrieb, um ihn im Laufe der Zeit in ein ökologisch wirtschaftendes Weingut zu verwandelt. Schon früh – als seine Winzerkollegen die chemische Keule gerade erst in die Hand genommen hatten – erkannte Burkhard Schnell, dass ein Wettrüsten gegen die Natur der falsche Weg ist. Aus seinen Bemühungen entstand der ECOVIN, der Bundesverband ökologischer Weinbau, der im Weingut Geheimrat Schnell gegründet wurde. In vierter Generation führt seit 1999 Winzermeister Johann Schnell das Weingut, seit 2011 zusammen mit seiner Frau Stéphanie.

Burkhard Schnell und der Ökowein

Als passionierter Schmetterlingssammler beobachtete Burkhard Schnell, dass mit der Einführung des Insektizids E 605 im Jahr 1960 die natürliche Vielfalt der Falter und vieler nützlicher Insekten rapide abnahm. Die Schadinsekten breiteten sich aber parallel dazu epidemieartig aus, was den Einsatz von noch mehr Insektiziden notwendig machte. Alarmiert von diesen Vorgängen begann er, auch andere Bedingungen im Weinberg zu beobachten: Kunstdünger half zwar den Weinstöcken, schadete aber der Vielfalt der Flora am Weinbergsrand. Auch der Einsatz von Herbiziden brachte nicht nur Vorteile: Das Mittel Atrazin führte zu einer Vergiftung des Grundwassers.

All dies führte bei Burkhard Schnell zu der Erkenntnis, dass der Weg, den die Agrarchemieindustrie als Zukunft vorgab, für die Natur und den Menschen der falsche war. Er begann damit, seinen Wein auf eine verträglichere Art herzustellen. Zeitgleich mit anderen Winzern begründete er so den ökologischen Weinbau in Deutschland.

Johann und Stéphanie Schnell

Vom elterlichen Betrieb Abstand gewinnen wollte Johann Schnell, als er nach der Schule zunächst eine Lehre als Betriebsschlosser begann. Einige Jahre in der Fahrradbranche und viele Reisen zu den Kletterfelsen dieser Welt folgten, bis er 1992 dann doch die Berufung verspürte, Winzer zu werden. Seine Winzerlehre absolvierte er im Ahrtal und schloss sie mit der Prüfung zum Winzermeister ab. Im Jahr 1999 übernahm er das elterliche Weingut.

Dabei führt er die Idee seines Vaters Burkhard fort, Wein im Einklang mit der Natur herzustellen. Seine Ansichten sind vielleicht weniger radikal, aber er ist mit genauso viel Herzblut Ökowinzer.

Auch Johanns Frau Stéphanie wurde der Weinbau in die Wiege gelegt: Mit ihrer Geburt in Vitry-le-François in der Champagne war es ihr so gut wie vorherbestimmt, im Weinbau tätig zu werden. Seit 2011 sind Johann und Stéphanie verheiratet und führen das Weingut Geheimrat Schnell gemeinsam.

Johann und Stéphanie Schnell mit Luc, Marie und Lilo.